Stipendiaten & Projekte
2011-2023
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Hajnal Nemeth
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Hajnal Németh, geboren 1972 in Szőny (Ungarn), verbrachte ihr Studium an der Intermedia-Abteilung der Ungarischen Universität der Bildenden Künste, welches sie im Jahr 2000 abschloss. Seit 2002 lebt und arbeitet sie in Berlin und arbeitet an den Schnittstellen von bildender Kunst und Musik. Das interdisziplinäres Schaffen umfasst Performances, Rauminstallationen und Bewegtbildformate, ihre Werke gründen auf Notationen, Liedtexten, Gedichten oder Prosafragmenten aus so unterschiedlichen Quellen wie der Pop, klassischen Genres, Fluxus-Scores sowie Texten der Künstlerin. Ein experimenteller Umgang mit Zeit, Rhythmus, Intonation sowie ihre spielerische Hinterfragung von Bedeutungsstrukturen manifestieren sich oft in minimalistischen Eingriffen in das vorhandene Material, mit denen sie etwa den Sinn eines gesprochenen oder gesungenen Satzes verdreht. In ihrer fortdauernden Zusammenarbeit mit Sänger*innen, Chören und Schauspieler*innen zeigt sie, wie Zusammenhänge arbiträr konstruiert und wieder seziert werden können.
Némeths Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in renommierten Kunstinstitutionen präsentiert, u. a.: n.b.k. – Neuer Berliner Kunstverein, Berlin (2021); Ludwig Museum – Museum of Contemporary Art, Budapest (2022, 2020, 2016, 2008, 2003); The Jewish Historical Museum, Amsterdam (2017); Kunsthalle Emden (2017); Kunstmuseum Stuttgart (2016); Palais de Tokyo, Paris (2015, 2012); Tel Aviv Museum of Art (2014); Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2010); Museum Kunstpalast, Düsseldorf (2010); mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Vienna; (2009); The Kitchen, New York (2006); Gropius Bau, Berlin (2005); Tate Modern, London (2004); Singapore Art Museum (2004); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2001); Moderna Museet, Stockholm (2000).
2010 wurde sie für den Nam June Paik Award in Düsseldorf nominiert. 2011 präsentierte Németh ihr Werk in einer Einzelausstellung im Ungarischen Pavillon auf der Biennale Venedig. Darüber hinaus war sie 2011 auf der Berlin Biennale, 2011 auf der Wien Biennale und 2015 auf der OFF-Biennale vertreten. 2020 gründete sie den Berliner Projektraum Yellow Solo für zeit- und prozessbasierte Formate, die sich mit musikalischen Systemen und Bezügen auseinandersetzen – bisher wurden u. a. Werke von Annika Kahrs, Olaf Nicolai, Arnold Dreyblatt, Anri Sala, Dani Gal und Ari Benjamin Meyers gezeigt.
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Jana Müller
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Jana Müller, geboren 1977 in Halle/Saale, studierte künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und lebt in Berlin. Sie unterrichtete in den letzten Jahren an der Kunsthochschule Mainz und an der Universität der Künste Berlin. Jana Müllers künstlerische Recherche ist eine ständige Spurensuche, die sich mit gesellschaftlich wichtigen Themen auseinandersetzt und dabei das Medium Fotografie in seinen medialen Dimensionen reflektiert und anwendet. Ihre raumgreifenden auf Fotografie basierenden Mixed-Media-Installationen sind dabei Bestandsaufnahmen von realen, wie fiktiven Geschehnissen.
Derzeit verfolgt sie in ihrem Langzeitprojekt Falscher Hase (Mock Rabbit) die Spuren ihres Vaters, der zu DDR-Zeiten Kriminalist war. Die gesammelten Recherchematerialien sind in meinem Online-Archiv http://falscherhase.jana-mueller.de sichtbar und sind Ausgangspunkt für die geplante Installation. Es ergibt sich eine Kombination an Beweisen des Persönlichen, des Kriminalistischen und des Künstlerischen.
Ihre künstlerischen Arbeiten werden in den verschiedensten Kontexten international ausgestellt und sie hat zahlreiche namenhafte Stipendien für ihre Vorhaben erhalten.
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Paula Doepfner
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Paula Doepfner, geboren 1980 in Berlin, absolvierte ihr Studium an der Universität der Künste Berlin und schloss dieses als Meisterschülerin von Rebecca Horn ab. Doepfners medienübergreifendes Werk umfasst Schriftarbeiten auf Papier, Objekte aus Panzerglas, Installationen aus Glas, Eis und Sträuchern wie auch Sound-Performances. Ihre Zeichnungen, die auf miniaturhafter Schrift auf feinem Japanpapier basieren, gehen aus Skizzen hervor, die sie als Zuschauerin von Hirnoperationen und Obduktionen an der Charité Berlin gemacht hat. Die verwendeten Texte stammen zum einen aus medizinischen Dokumenten zu Menschenrechtsverletzungen, zum anderen nehmen sie ebenso philosophische und lyrische Spuren auf, etwa von Anne Carson, Paul Celan, Joyce Mansour und Robert Musil. Paula Doepfners Arbeiten verbinden unterschiedliche Perspektiven auf geistige Zustände, beziehen den Verlauf von Zeit ein und legen subkutane organische Strukturen offen. Stets bildet das menschliche Erleben den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten, in denen sich Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst überlagern.
Paula Doepfner studierte von 2002 bis 2008 Freie Kunst an der Universität der Künste Berlin und am Chelsea College of Art and Design London. In London studierte sie bei Roger Ackling. Paula Doepfner erhielt Stipendien und Preise, darunter das EHF Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2021/22), das Arbeitsstipendium der Albert Koechlin Stiftung Luzern (2010), und das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin (2008). Sie hatte Einzelausstellungen im In- und Ausland, darunter in der Akademie Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin (2022), der Stiftung St. Matthäus, Berlin (2019), der Galleria Mario Iannelli, Rom (2022, 2021, 2018), dem Kunstverein Reutlingen (2016), und dem Goethe-Institut, Washington, DC (2015).
Ihre Arbeiten waren Teil von Gruppenausstellungen u.a. in folgenden Institutionen: Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité (2023), Museum Reinickendorf, Berlin (2022), Haus am Kleistpark (2021), Kunstsaele Berlin (2020, 2018), Kunstforum der TU Darmstadt (2017), Linden Centre for Contemporary Art, Melbourne (2013).
Arbeiten von Paula Doepfner finden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen wie dem Kupferstichkabinett Berlin, dem Kupferstich-Kabinett Dresden und dem Buch- und Schriftmuseum Leipzig.
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Katya Craftsova (Sonderstipendium)*
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Katya Craftsova ist eine multidisziplinäre Künstlerin mit einem Hintergrund in Malerei (Odessa College of Art, Ukraine) sowie Grafik und Design (Moscow University of Printing Arts, Russland). Seit 2011 führt sie ortsspezifische Projekte mit sozialem Engagement in verschiedenen Ländern durch und erforscht dabei lokale kulturelle Codes. Die Idee, die kulturelle Vielfalt Berlins mit dem Fokus auf Typografie zu erforschen, brachte sie dazu, ein allgemeines Problem der Stadt genauer zu untersuchen -das Wohnraumproblem. Die Künstlerin möchte Menschen mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen interviewen, um aus den Erkenntnissen ein Spiel zum Thema „Wie finde ich eine Wohnung in Berlin“ zu entwickeln.
*Sonderstipendium der Stiftung Berliner Leben, der Town&Country Stiftung und der Krull Stiftung
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APL315 (Sonderstipendium)*
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Durch eine Kooperation der Town & Country Stiftung, der Stiftung Berliner Leben und der Krull-Stiftung ist es uns gelungen, zwei zusätzliche Jahresstipendienplätze im Fresh A.I.R. Programm der Berliner Leben für Ukrainer zu schaffen. Die Krull Stiftung hat dabei im Zusammenspiel mit dem Goethe Institut und dem Verein „Artists at risk“ geeignete Bewerberinnen identifiziert, die von der Jury der Berliner Leben ausgewählt wurden.
Apl315, geboren 1986 in Odessa (Ukraine), begann in den frühen 2000er Jahren als Graffiti-Writer und hatte bis heute zahlreiche Einzelausstellungen in der Ukraine und im Ausland. Seine Ausbildung ist der Schlüssel zum Verständnis der individuellen Strategie des Künstlers: Als professioneller Entomologe, der an der Abteilung für wirbellose Tiere der Staatlichen Universität Odessa ausgebildet wurde, untersucht er die organische Ästhetik und erschafft Bilder, die aus der Ferne wie die Silhouetten von Insekten aussehen.
In interdisziplinären Kunstprojekten kombiniert der Künstler seinen entomologischen Hintergrund mit seiner neu erworbenen Leidenschaft für archäologische Hobbyforschung und Metalldetektion. In seinem Fall wird der Metalldetektor zu einem künstlerischen Ausdrucksmittel, da die meisten seiner neueren Kunstwerke aus Objekten zusammengesetzt sind, die er auf der Straße, an Stränden und in Parks gefunden hat. Alte Nägel, Münzen und verrostete Dosen erzählen die Geschichten vergangener Tage und verweisen auf das klassische barocke Vanitas-Genre, das sich auf die Vergänglichkeit des Lebens konzentrierte. Seine jüngsten Projekte sind den Kriegsgebieten in der Ostukraine und auf dem Balkan gewidmet. In groß angelegten Multimedia-Installationen stellt er Fragen über die Zerbrechlichkeit der heutigen Ökosysteme und deckt tiefe historische Traumata Ost-und Südmitteleuropas auf.
Unter Verwendung der symbolischen (Schrift-)Sprache, wie sie zwischen Graffiti-Writern verwendet wird, als effektives Beispiel für die erfolgreiche Übermittlung von Informationen, soll der Bezirk Schöneberg im Detail untersucht und als Ort für die Erforschung/Sammlung/Generierung von visuellen Bildern im städtischen Umfeld genommen werden, die herausragenden Ereignissen der vergangenen Epoche gewidmet sind. Forschungsgegenstand sind Objekte des urbanen Bildraums -die deutsche Wappenkultur und ihre Elemente. In dem Bestreben, die eigene visuelle Symbol-/Bild-/Zeichensprache weiterzuentwickeln, werden diese Elemente interpretiert und ihre Informationen durch die Sprache künstlerischer Bilder vermittelt. Der Prozess der Datenübermittlung kann so durch assoziatives Denken beschleunigt werden, indem Barrieren und Zeit für deren Erkennung umgangen werden. Dies eröffnet auch die Möglichkeit einer verbesserten Wahrnehmung von Informationen für ein größeres, unvorbereitetes Publikum.
*Sonderstipendium der Stiftung Berliner Leben, der Town&Country Stiftung und der Krull Stiftung
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