Ein künstlerisches Forschungsprojekt von Constanze Witt
Animalische Fellwesen und menschartige Gestalten ohne Kopf sind bei archaischen Ritualen, alltäglichen Handlungen und sadistischen Gewaltexzessen zu sehen. Filmisch in Szene gesetzt werden die seltsamen Figuren von Constanze Witt. Die 30 kurzen Filme bilden den zweiten Teil ihres auf mehrere Jahre angelegten künstlerischen Forschungsprojekts Rehpfad, das seinen Abschluss in einer multimedialen Ausstellung finden wird.
In Rehpfad wird eine bedrohliche Welt entworfen, die mit den Schauplätzen Schiff, Wald und Hütte sowie den Erzählmotiven Eroberung, Unterdrückung und Widerstand an die Conquista Mittel- und Südamerikas im 16./17. Jahrhundert erinnert. Das Projekt basiert auf zeitgenössischen Berichten von Seefahrern, Siedlern und Missionaren, vor allem aber auf Mythen der indigenen Völker. Rehpfad führt auf verstörende Weise vor, wie (berechtigte) Ängste vor dem Anderen in Bildern aufgerufen und geschürt werden können.
In das Projekt fließt auch die Biographie der Künstlerin ein, deren Familie in Chile gelebt hat bevor sie nach Deutschland, einem der vielen Ursprungsländer ihrer Vorfahren, ausgewandert ist. Seit Jahren beschäftigt sich Constanze Witt mit dem Thema Fremdheit, das sowohl ihre Ahnen als Eindringlinge auf dem amerikanischen Kontinent als auch ihre Familie in der Immigration entscheidend geprägt hat.
Constanze Witt wurde 1976 in Rüsselsheim geboren. Ihre Zeichnungen und Filme waren u.a. in der Pinakothek der Moderne München („Dual Presentation“, 2004), in der Akademie der Künste („In sieben Feldern“) sowie auf zahlreichen Filmfestivals zu sehen. Der zweite Teil des Projekts Rehpfad wird u.a. aus Mitteln der Hans und Charlotte Krull Stiftung realisiert.