Foto: Sebastian Semmer / AIV

Beim diesjährigen 161. Schinkelwettbewerb des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin e.V. ist die Architekturstudentin und Malerin Amelie Fehrenbach in der Fachsparte Freie Kunst auf der Grundlage ihrer von einem spielerisch konzeptuellen Ansatz getragenen Arbeit zum Thema „Teltow und Zehlendorf“ mit dem Ehrenpreis der Hans und Charlotte Krull Stiftung ausgezeichnet worden.

Die Arbeit versteht sich als die Präsentation des imaginären Logistikunternehmens UGAO zur Verschiffung von Gebäuden im Sinne eines Umnutzungskonzeptes nach dem „Re-Use“-Prinzip. Im Gegensatz zu den Großstädten der Welt fehle es Teltow an positiven kulturellen und wirtschaftlichen Anziehungspunkten, die dem Ort Charme und Charisma verleihen könnten. Um der Tristesse entgegenzuwirken, sollen beliebige Teltower Gebäude aus dem Stadtbild entfernt und über Containerverschiffung nach Paris, Rom oder Florenz gebracht werden, wo sie, in dortige Baulücken eingegliedert, ein Jahr lang „Großstadtluft schnuppern“ sollen. Aufgeladen mit der positiven Energie, wird die Bausubstanz schließlich wieder an ihrem Ursprungsort re-implantiert, wo sie von nun an das aufgesogene Flair auf die heimische Umgebung übertragen soll.

Die bislang nur rudimentäre Verbindung von Teltow und Zehlendorf wird über eine möglicherweise bewusste Ignoranz von der Künstlerin als eben solche hervorgehoben, was durchaus als Kritik am gegenwärtigen Zustand interpretiert werden kann. Somit ist die inhaltliche Vernachlässigung einer Verbindung zu Zehlendorf in der Arbeit als programmatischer Verweis auf die Ignoranz des Berliner Nachbarn und eine möglicherweise forcierte Abgrenzung von den umliegenden Brandenburger Regionen lesbar. Zugleich wird deutlich, dass die Ausstrahlungskraft der schillernden Großstadt Berlin offenbar nicht über den Teltowkanal hinauszureichen vermag, weshalb sich kleine Vororte wie Teltow zu ihrer Belebung am Spirit weit entfernter Regionen bedienen müssten.

Der um Gastpreisrichter erweiterte Schinkelausschuss lobte die ironisierende Darstellung der momentanen Situation und das außergewöhnliche Lösungskonzept, welche als sinnstiftende Ansätze Anlass zur Weiterverwertung, beispielsweise im Teltower Stadtmarketing, geben könnten.

Amelie Fehrenbach: Teltow RE-USE (auf YouTube)

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